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Rock Hard Festival 2012 - Sonntag - Amphitheater Gelsenkirchen - 27.05.2012

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Alpha TigerEines der unerwarteten Ausrufezeichen der vergangenen Saison setzten die Ostdeutschen ALPHA TIGER mit ihrem Debüt "Man Or Machine". Die blutjunge Band tritt fast im Stryper-Look in Signalfarben und mit Fransen an den Klamotten auf, steckt aber spielerisch das Gros des Nachwuchses auf diesem Feld in die Tasche, wenn sie ihr Material, darunter auch zwei neue Songs, mit der Unbedarftheit und Seele des Erstlings von Fates Warning ins Rund wirft. Somit verzeiht man Frontmann Stephan, der mit Dreadlocks cooler aussah, die flapsigen Ansagen (das Cover von Riots "Flight Of The Warrior" kündigt er mit der Fehlformulierung "tragischer Zwischenfall" mit Bezug auf Mark Reales Tod an) genauso gern wie die noch fehlende Tiefe der Kompositionen, die der Jugend geschuldet sind, zumal dies bei der gebotenen Energie ohnehin weniger ins Gewicht fällt. "Black Star Pariah", der Rausschmeißer des Albums, beendet auch den Gig. (AS)

'77Wer bis zum RHF noch nicht wusste, was '77 aus Spanien mit AC/DC gemeinsam haben, der soll es jetzt erfahren: Die beiden Gitarristen sind Brüder. Dass einer davon, der mit der schwarz-weißen Hose, zusätzlich singt und dabei eine gewisse stimmliche Ähnlichkeit mit Bon Scott aufweist: ja mei, was soll man machen. Dann hat sich das Quartett auch noch nach dem Erscheinungsjahr von "Let There Be Rock" benannt (ob das wirklich so ist, keine Ahnung, ich behaupte das jetzt einfach mal): Okay, ein nebensächliches Detail vielleicht. Aber der Lead-Gitarrist da mit dem nackten Oberkörper, der bewegt sich ja mehr wie Angus Young als Angus Young selbst? Er macht reichlich Meter und selbst den Propeller auf dem Boden während seines wilden Solos zieht er durch? Nun, äh... Da, jetzt könnte man auch genauso gut 'TNT' singen? Ja, ja, ist ja gut, entlarvt. Schon nach den ersten Tönen der Eröffnungsnummer "Your Game's Over" ist jedem im Rund klar, wie extrem diese Band nach den alten AC/DC klingt. Wenn man dann zur Bestätigung noch Songs wie "Gimme A Dollar" abwartet, dann schüttelt man griesgrämig und 'peinliche Coverband' murmelnd den Kopf - oder genießt stattdessen einfach die sich bietende Rock 'n' Roll-Show. Letzteres fällt auch durchaus leicht, da die iberischen Riff-Diebe den australischen Sound voll verinnerlicht haben und mit ansteckender Euphorie und spielerischem Können darbieten. Klar, diese Band kommt mit etwas Promille im Kopf wesentlich besser, aber davon sollten sich heute im Amphitheater doch so einige willige Abnehmer finden. Und ein Ausflug mit Klampfe ins Publikum und auf die Tribüne wie von LG Valeta bei "Less Talk (Let's Rock)" ist gewiss nicht neu, heizt aber trotzdem bestens die Stimmung an. Nicht nur, weil es neben den Originalen ja nun auch schon länger Bands wie AIRBOURNE gibt, ist das Programm von '77 sicher keine Grundlage für eine innovative Karriere. Aber manchmal reicht es halt aus, wenn man das Zeug zu 'ner geilen Partyband hat. Apropos: Wie wäre es für nächstes Jahr mit der Wiederbelebung der Schweden AB/CD, inklusive Badekappe? (LS)

High SpiritsEiner der Newcomer des letzten Jahres war die Formation um den "Hans-Dampf-in-allen-Gassen" Chris Black. Im etwas seltsamen Einheits-Look (weiße Hose, schwarzes T-Shirt) wirkt die Band zunächst etwas verhalten, was sich im weiteren Verlauf der folgenden 40 Minuten aber bessert. Insbesondere Chris Black geht immer mehr aus sich heraus, auch wenn er insgesamt schon etwas arg Schwiegermutter-kompatibel rüberkommt. Das passt allerdings auch zur Musik, denn die ist ja auch nicht wirklich böse, sondern verbreitet eher gute Laune. Schöne Lizzy-Leads, ein bisschen NWOBHM und gute, mitsingfähige Songs. Bei der Auswahl derselben wäre es vermutlich besser, sich ganz auf das aktuelle Album ("Another Night") zu konzentrieren, das a) mehr Anwesenden bekannt sein dürfte und b) einfach besser ist als die alten Demo-Sachen. Aber das ist letztlich das berühmte Haar an der Suppe, da HIGH SPIRITS einen wirklich guten Auftritt abliefern und sich, gemessen an der Spielposition, über einen überdurchschnittlichen großen Publikums-Zuspruch freuen können. (LK)

GraveyardNach der bisherigen Überraschung des Festivals, was die Fan-Resonanz angeht, ist der dickste Retrosound des Wochenendes angesagt. Mit ihren markanten Orange-Verstärkern und dem überschaubaren Drumkit in der Bühnenmitte und unter dem Eindruck des gelben Psychedelic-Backdrop verbreiten die schwedischen GRAVEYARD reichlich Woodstock- und 70s-Flair im Amphitheater. Die unbändige Spielfreude - einen enthusiastischeren Drummer etwa hat man wohl seit Laust von D:A:D auf dem Rock Hard Festival nicht mehr gesehen - bestätigt den Ruf der Band um Sänger und Gitarrist Joakim Nilsson als eine der führenden Größen der momentanen Classic-Rock-Welle. Songs wie "Ungrateful Are The Dead" und "Ain't Fit To Live Here" verbinden greifende Melodien mit dem einlullenden Charme einer Jam-Session, von dem sich die Fans mit steigender Begeisterung mitreißen lassen. "Hisingen Blues", der Titelsong ihres zweiten Albums, erntet dabei die stärksten Reaktionen, aber auch "Evil Ways" ist Led-Zeppelin-Worshipping vom Allerfeinsten. Ein kleines Manko jedoch: Sie spielen ca. zehn Minuten zu kurz. Aber besser ist das wohl, denn bessere Gründe, das Rauchen wieder anzufangen, hat man lange nicht gehört. (LS)

GirlschoolDie vermutlich dienstälteste Frauen-Band der Metal-/ Hardrock-Szene hat gleich von Anfang an ziemlich mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Gut, ein zerschossener Amp ist jetzt nichts Ungewöhnliches. Aber es braucht gleich mehrere Songs, bis endlich jemandem am Mischpult auffällt, dass der Gesang absolut nicht zu hören ist. Die Damen lassen sich davon aber die Laune nicht verderben und spielen ihre simplen Drei-Akkorde-Songs motiviert und mit viel Spaß herunter, die gemäß der Ankündigung vor allem vom 81er "Hit And Run"-Album stammen, das die Band unlängst neu aufgenommen hat. Unabhängig davon, wie man zur Musik von GIRLSCHOOL steht, ist das vielleicht kein spektakulärer, aber ein sehr solider Auftritt. (LK)

MagnumZu Beginn der softesten Band des Festivals ist es noch recht leer vor der Bühne. Aber wenn jemand auf dem Rock Hard Festival melodischen Hardrock und AOR-Keyboards spielen darf, dann die von Götz mit großer Vorfreude angesagten MAGNUM. Und die starten gleich mal mit dem brandneuen, noch nie gespielten Song "All The Dreamers" vom erst im September erscheinenden neuen Album "On The 13th Day". Die Nummer eignet sich gut zum Mitgehen, wie die Reaktionen in den vorderen Reihen zeigen, zumal Bob Catley, im Gegensatz zu dem wie immer in sich ruhenden Bandleader Tony Clarkin, das Publikum von Anfang an dazu motiviert. Doof nur, dass man dessen Charakterstimme auch beim folgenden "When We Were Younger" und dem aktuellen "Wild Angels" wegen des schlechten Sounds nicht richtig hört. Quo vadis, Mister Mischpult? Schon zur Bibelstunde bei Michael Kiske? Zum Glück bessert sich das zum mitsingtauglichen "Brand New Morning" und auch den größten Gänsehaut-Moment "How Far Jerusalem" kann man wohl endlich auch auf den Rängen richtig mitfeiern. Dem folgen mit "Les Morts Dansant", "All England's Eyes" und "Vigilante" noch weitere Klassiker, die die Stimmung hochhalten - und ehe man sich versieht, ist es auch schon wieder vorbei. Wie jetzt? Kein "The Spirit", kein "Kingdom Of Madness", kein "On A Storytellers Night"? Och nö, das geht doch nicht. Klar, hat Spaß gemacht, aber die Soundprobleme und die unbefriedigende Setlist sorgen dennoch für ein paar enttäuschte Gedanken, während man die steilen Stufen in Richtung des nächstgelegenen Trostbiers besteigt. (LS)

Im Programmheft ist als nächstes eine kleine Jubiläumsüberraschung angekündigt. Irgendjemand will im Laufe des Tages schon Tobias Sammet gesehen haben. Und wenn schon die Herren Kiske und Catley da sind, kann man ja gleich ein kleines AVANTASIA-Stelldichein geben. Tut man aber nicht. Stattdessen kommen TANKARD-Fronter Gerre und Ex-SODOM-Drummer Bobby Schottkowski, um das Unwesen, das sie sonst auf der Rock-Hard-DVD treiben, auf die Bühne zu bringen. Also wird flugs "Die Zwei von der Tanke" intoniert, der Song, den man dem Rock Hard zum 300. Heft geschenkt hat. Danach kommen mit Hampus Klang und Dag Hell Hofer von BULLET zwei weitere Bekannte auf die Bühne und stimmen mit den anwesenden Musikern ACCEPTs "Balls To The Wall" und AC/DCs "You Shook Me All Night Long" an. Nette Einlage, die für gute Stimmung sorgt.

UnisonicDanach wird es spannend, denn nicht wenige fragen sich, wie die Wiedervereinigung der beiden Ex-HELLOWEENies Kai Hansen und Michael Kiske in Form von UNISONIC sich wohl auf der Bühne macht. Die Tatsache, dass Kiske eine durchaus streitbare Persönlichkeit ist, soll an dieser Stelle außen vor gelassen werden. Fakt ist, dass er immer noch ein Sänger von Weltklasse-Format ist, was er bei "Unisonic" zum Einstieg gleich mal klarmacht. Kai Hansen ist eh der Gentleman des teutonischen Heavy Metals und kommt dementsprechend erst mal im Jacket auf die Bühne, dessen er sich aber auch bald entledigt, genauso wie Kiske sich seiner Sonnenbrille. "Never Too Late", "King For A Day" und "My Sanctuary" folgen, kommen aber bei weitem nicht so gut beim Publikum an wie das, was dann ertönt: "March Of Time" aus dem Jahre 1988. Die alte HELLOWEEN-Nummer wird natürlich gnadenlos abgefeiert. Danach darf Hansen erst mal ein bisschen solieren, es folgen vier weitere ordentliche Hardrock- bzw. Melodic-Metal-Nummern von UNISONIC, bevor es in die Zielgerade geht. Als Zugaben werden - wenig überraschend - "Future World" und "I Want Out" ausgepackt - und wieder steht das Amphitheater Kopf.

W.A.S.P.Wenn Blackie Lawless einen guten Tag hat... Wenn die Setlist genug Klassiker hat... Wenn nicht allzu viel vom Band kommt... Wenn es wenigstens ein paar Pyros gibt... Viel 'wenn' begleitet die Frage, ob W.A.S.P. wohl in der Lage sind, einen Headliner-würdigen Gig zu spielen. Auf der anderen Seite ist auch klar: wenn sie heute versagen, dann brauchen sie sich auf deutschen Bühnen eigentlich gar nicht mehr blicken zu lassen. Das scheint Blackie und seinen hochmotivierten Mitstreitern auch klar zu sein und so gibt es tatsächlich einen starken W.A.S.P.-Gig zu sehen, der mit leichter Verspätung beginnt. Natürlich darf man hier keinen Triumphzug erwarten, wie ihn ICED EARTH mit ihrer ersten Show nach der Reunion mit Matt Barlow hingelegt haben, aber es ist schon sehens- und hörenswert, was Blackie hier vollbringt. In seinem Outfit (silberne Fransen an den Stiefeln, silberne Kniepolster auf den Hosen, halbe Kreissägenblätter auf den Armen) sieht er natürlich ein bisschen albern aus, sein aufgedunsenes, geschminktes Gesicht tut sein übriges. Doch soll es hier nicht darum gehen, wer der schönste Sänger des Festivals ist. Blackies Gesangsleistung geht weitestgehend in Ordnung und man hat nicht den Endruck, dass hier viel vom Band kommt - der eine oder andere Chor vielleicht. Außerdem gibt es Pyros und anlässlich des ebenfalls 30-jährigen Bandjubiläums entsprechende Bühnendekoration. Und die Setlist? Hat jede Menger Klassiker zu bieten, von denen einige im Medley dargeboten werden, so wie direkt zu Anfang "On Your Knees" und "The Real Me". Weiter geht es mit "L.O.V.E. Machine" und "Crazy" vom aktuellen Album "Babylon", bevor das "Wild Child" besungen wird. Das nächste Medley besteht aus "Hellion", "I Don't Need No Doctor" und "Scream Until You Like It". Mit "Babylon" gibt es nochmal einen neuen Song, bevor mit "The Crimson Idol" ein fettes Ausrufezeichen gesetzt wird. "I Wanna Be Somebody" beendet den ersten Teil des Gigs, nach einer unnötig langen Pause verrät die Motorsäge, dass nun "Chainsaw Charlie" seinen Auftritt hat. Etwas überraschend folgt mit "Heaven's Hung In Black" ein weiterer ruhiger Song, der aber zeigt, dass Blackie solche Nummern wirklich gut drauf hat. Den Schlusspunkt unter einen guten Auftritt setzt natürlich "Blind In Texas". (ASZ)

Andreas Schulz (Info)

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